Sinn des Lebens – Spagat zwischen Arbeits- und Lebensfreude

Zukunftserwartungen - Ausg. 01D

30. Dezember 2020

Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist so alt wie die Menschheit. Über Jahrhunderte hinweg wurden die Antworten von religiösen Mächten bestimmt. Durch die Entdeckung unbekannter Länder und technische Erfindungen wurde schließlich nicht nur der Horizont, sondern auch die selbstbewusste Gestaltungskraft der Menschen erweitert.

Die von den Ideen der Aufklärung getragene Französische Revolution trug hierbei nicht nur zur Religionsfreiheit bei, sondern eröffnete auch die Möglichkeit für alternative Antworten auf die Sinnfrage. Die liberale Logik entwickelte sich – jeder durfte nach seiner Fasson leben und glücklich werden.

Heutzutage wird die Entscheidungsfreiheit am Markt der Sinnangebote – zumindest in wirtschaftlich und demokratisch hoch entwickelten Ländern – von der großen Mehrheit der Menschen als selbstverständlich angesehen und entsprechend individuell genutzt.

Befragt man die Bevölkerung nach dem Sinn des Lebens unter Berücksichtigung der Arbeit, erhält man eine Kombination von Antworten. Fast jeder fünfte Bundesbürger (18%) möchte sein Leben genießen und nicht mehr arbeiten als nötig. Es gilt der Vorsatz: Man lebt nur einmal.

Generell lässt sich hierbei feststellen, je jünger der Bundesbürger, desto höher die Zustimmung. So vertreten 21 Prozent der unter 40-Jährigen dieses Motto, während nur sieben Prozent der über 70-Jährigen diese Ansicht teilen. Die heute überwiegend im Rentenalter befindlichen Altersgruppen verbinden berufliche Arbeit sehr stark mit dem Sinn des Lebens.

In der Gesamtbevölkerung möchten aktuell etwa ein Drittel in der Arbeit etwas leisten, das Sinn hat und Spaß macht. Dieser Teil braucht eine Aufgabe im Leben und möchte etwas selbst schaffen und gestalten.

Hier lässt sich das umgekehrte Phänomen beobachten: Je älter der Bundesbürger, desto höher die Zustimmung. Während 45 Prozent der über 70-Jähirgen ihre Arbeit als Lebenssinn definieren, sind es bei den unter 30-Jähirgen nur knapp 30 Prozent. Grundsätzlich stimmen aber die meisten Bundesbürger der Annahme zu, dass beide Lebenseinstellungen elementare Wahrheiten besitzen und wichtig sind.

Ausblick

„Panta rhei“ – alles fließt. Diese Formel stellte der griechische Philosoph Heraklit vor bereits rund 2.500 Jahren auf und sie hat heute weiterhin bestand: Alles bewegt und verändert sich (stets). Unsere Arbeitswelt steht derzeit vor Veränderungen wie schon seit vielen Jahrzehnten nicht mehr. Digitalisierung und Automatisierung, Feminisierung und Bildungsexplosion sowie neue Bedürfnisse und Verhaltensweisen haben zum Wegfall von alten und zur Entstehung von neuen Jobs und Arbeitsmodellen geführt.

Wichtig ist es für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, sich diesen veränderten Gegebenheiten und Möglichkeiten nicht einfach nur anzupassen, sondern sie gemeinsam zu gestalten, zu prägen und weiterzuentwickeln. Hierfür bedarf es Offenheit und Flexibilität ebenso wie auch der Bereitschaft zu Kompromissen. Denn auch wenn Arbeit zukünftig nicht mehr der alleinige Sinn des Lebens ist, behält sie weiterhin eine zentrale Bedeutung. Dies haben viele Bürger erkannt und wollen daher beides: Sinn und Spaß bei und durch die Arbeit.

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